Höfe werden zum Klassenzimmer

15.07.21
QUELLE: NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG (MEPPENER TAGESPOST, AUSGABE 14.07.2021, MATTHIAS ENGELKEN)

Seit einem Jahr läuft eine Kooperation zwischen den Berufsbildenden Schulen in Meppen und der Raiffeisen Ems-Vechte. Im Blickpunkt sind dabei angehende Landwirte. Doch auch viele weitere Schüler können profitieren.


Unter dem Namen der Agrar-Akademie MTP bündelt die Raiffeisen Ems-Vechte seit 2020 ihre Kundenveranstaltung. In Zusammenarbeit mit vielen Kooperationspartnern aus der Wissenschaft, der Wirtschaft und dem Schulwesen bietet die Warengenossenschaft mit Hauptsitz in Groß Berßen und etlichen Standorten in der gesamten Region von Papenburg bis Emlichheim für ihre landwirtschaftlichen und nichtlandwirtschaftlichen Kunden praxisorientierte Fortbildungen. 


„Im Mittelpunkt der Seminarplanung steht dabei der Mensch, das Tier oder die Pflanze, daher auch die Abkürzung MTP“, erläutert Hermann Kethorn. Er leitet die Sparte. Ihm ist wichtig durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis fundierte Kenntnisse zu vermitteln, mit dem Ziel, dass Teilnehmer dieses Wissen anschließend effizient und nachhaltig auf ihren Betrieben einsetzen können. Und das möglichst frühzeitig. 


„Da kommen wir ins Spiel“, sagt Manfred Büchter. Der Studiendirektor leitet den Bereich Landwirtschaft, Gartenbau, Floristik an der BBS in Meppen, kennt den Wunsch seiner Schüler nach einer praxisorientierten Ausbildung. Das bietet nun die Kooperation. Um Tierhaltung geht es dabei, Pflanzenbau, aber auch Nährstoffbilanzen, Arbeitssicherheit und Hygiene stehen neben vielen weiteren auf dem Programm. „Das kommt gut an“, weiß Büchter.


Trotz Corona konnten im vergangenen Jahr viele Kurse durchgeführt werden. Zum Teil online, zum Teil aber gar in Präsenz unter Einhaltung der Regeln. So ging es zum Thema Pflanzenbau etwa zum Versuchsfeld nach Klein Berßen oder zum Thema Rind zum neuen Kuhstall der Familie Klas nach Haren-Raken. 


Branche mit vielen Berufsmöglichkeiten

BBS-Schulleiter Peter Diekmann ist begeistert von der Zusammenarbeit und sieht darin große Chancen für seine Schüler. Denn längst nicht nur Hofnachfolger schlagen die Ausbildungsrichtung Agrar ein. „Die ganze Branche hat viele Berufe zu bieten“, weiß er. Zudem sei die Ausbildung zum Landwirt sehr facettenreich, was Unternehmen durchaus zu schätzen wüssten. Firmen wie auch die Raiffeisen Ems-Vechte.


„Die Kooperation bietet uns natürlich auch die Möglichkeit, uns den potentiellen Mitarbeitern zu präsentieren“, sagt deshalb Albert Weersmann, Vorstand der Raiffeisenbank Ems-Vechte mit Warengeschäft Raiffeisen Ems-Vechte und verweist dabei gleich auf eine ganze Palette an möglichen Berufsfeldern innerhalb seines Unternehmens. „Das wissen leider viele gar nicht“, weiß er aus seiner Erfahrung. 


Klima- und Umweltschutz

Auch deshalb freut er sich über die Partnerschaft, die als ähnliches Modell auch mit der BBS in Nordhorn praktiziert wird. Weersmann sieht darin auch einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag: „Die aktuelle Diskussion etwa um Klima- und Umweltschutz, um bewusstere Ernährung, Tierwohl und vieles mehr stellt die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen.“ 

Die gesamte grüne Branche würde sich dem stellen, doch nicht immer sei den Menschen klar, welche Folgen Umstellungen hätten, ist er überzeugt. So müssten Ställe derzeit teuer umgebaut werden, aber ob die Mehrkosten auf die Lebensmittel umgeschlagen werden könnten, stellte Weersmann infrage. „Mit unserer Kooperation haben wir die Möglichkeit, vielen Schülern diese Konflikte näher zu bringen und Hintergründe zu erläutern.“