Wie Arnd Schwarting aus Ganderkesee dem Kükentöten entgegenwirkt

08.06.21
Quelle: „DK Medien GmbH & Co.KG – Delmenhorster Kreisblatt, 05.06.2021, Text und Foto: Martina Brünjes“.

Im Oktober 2020 brannte Arnd Schwartings Maststall. Der Landwirt zieht ein Fazit und berichtet im Zuge dessen über die Bruderhahnaufzucht, die er in der Coronapandemie begonnen hat.

Auf dem landwirtschaftlichen Hof von Arnd Schwarting gab es Veränderungen. Im Oktober fing der Masthähnchenstall durch einen Defekt an der Photovoltaikanlagen nachts Feuer. Aber auch die Corona-Pandemie hat Schwarting zum Handeln bewegt. Im vergangenen Jahr fing er mit der Bruderhahnaufzucht an.


Großer Dank an alle Helfer


In der Nacht des 15. Oktober vergangenen Jahres schlug die Brandmeldeanlage des Stalls in Grüppenbühren Alarm. Die Photovoltaikanlage hatte durch einen Defekt einen Brand verursacht. Doch das umfangreiche Brandmeldesystem löste zügig aus und ein Ausbreiten der Flammen konnte verhindert werden. Tiere seien weder durch die Flammen noch durch Löschwasser oder eine Rauchentwicklung verendet.  Der Gesamtschaden beträgt laut Schwarting 100.000 Euro. „Ich möchte mich bei allen Helfern, der Feuerwehr, der Raiffeisen-Genossenschaft und auch dem Lohnunternehmer Holger Blankemeyer für die schnelle Hilfe bedanken“, bekräftigt Arnd Schwarting. 


Corona bringt Veränderungen


Anfang 2022 tritt das Gesetz gegen das Töten von männlichen Küken in Kraft. Pandemiebedingt reagierte Arnd Schwarting schon im letzten Jahr darauf, denn er betreibt bereits eine Bruderhahnaufzucht mit Platz für 84.000 Tiere. „Durch die Pandemie verloren die Schlachthöfe über Nacht bis zu 70 Prozent ihrer Kunden“, sagt Schwarting. Auch der Schlachtbetrieb „Steinfelder Geflügelspezialitäten“, mit dem er zusammen arbeitet, war betroffen.


„Die Bruderhahnaufzucht wird quersubventioniert, durch höhere Eierpreise. Aallein trägt sie sich nicht“, stellt Dieter Oltmann, Geschäftsführer der „Niedersächsischen Geflügelwirtschaft“, klar. Die Bruderhähne, die kleiner sind als Masthähne, bleiben 100 Tage im Stall. „Sie sind jetzt 36 Tage alt, das wäre der Zeitpunkt der Schlachtung bei den Masthähnen“, sagt Schwarting.


Bruderhahn oder Masthähnchen – der Unterschied


„In der Eierproduktionslinie werden nur die weiblichen Tiere gebraucht, die männlichen Küken wurden bisher sofort getötet und als Futterküken an beispielsweise Zoos und Falkner verkauft“, erläutert Franz Josef Buske vom Projektmanagement Geflügel der Raiffeisen Ems-Vechte. Durch die Bruderhahnaufzucht kann dies verhindert werden. In der Mastlinie werden beide Geschlechter gleichermaßen genutzt. Im Verhalten unterscheiden sich die Tiere: „Die Bruderhähne sind nervöser, rennen viel rum und benötigen Beschäftigung. Die Masttiere fressen und schlafen“, fasst Kathleen Schwarting zusammen. Das sei auch ein Grund neben der Züchtung, warum die Tiere nicht so stark Fleisch ansetzten und in der Fleischindustrie eher für Hühnerfrikassee und gut durchgekochte Speisen genutzt werden.


Alternative zum Kükentöten


Franz Josef Buske und Dieter Oltmann berichten über verschiedene Verfahren, in denen schon vor dem Schlüpfen selektiert werden kann, ob im Ei ein männliches oder weibliches Küken heranwächst. Doch hier sei man noch in der Entwicklungsphase. Eine Alternative, die sich aber laut der Fachleute wohl nicht durchsetze, ist das Zweinutzungshuhn. Diese Rasse ist sowohl für die Eier- als auch die Fleischerzeugung geeignet, werde aber durch den schlechteren Ertrag nicht sehr stark nachgefragt. 


Foto: Platz für 84.000 Tiere. Arnd Schwarting hat bereits im letzten Jahr die Weichen für eine Bruderhahnaufzucht gestellt.