Precision Farming hält Einzug in die Grafschaft

17.02.20
Präzisionsackerbau und Pflanzenschutz im Fokus der Anbautagung in Wilsum

Quelle Text: Johanna Grönloh, Landw. Kreisverein Grafschaft Bentheim

 

Reduzierter Saatgut- und Düngemitteleinsatz bei gleichzeitig steigendem Ertrag? Was sich nach einem Widerspruch anhört, könnte tatsächlich bald Realität auf vielen Äckern der Grafschaft sein. Mithilfe der Präzisionslandwirtschaft, auch Precison Farming genannt, ist eine teilschlagbezogene Bewirtschaftung möglich. Mithilfe von Satelitenkarten wird ein Feld in verschiedene Ertragszonen eingeteilt, erläuterte Bertwin Hurink auf der Anbautagung der Niedergrafschafter Genossenschaften in Wilsum. 


Je nachdem, ob die Zone einen niedrigen, mittleren oder hohen Ertrag generieren kann, wird weniger bzw. mehr Saatgut auf der Fläche ausgebracht. Um teilflächenspezifisch aussäen zu können, brauche es spezielle Technik, über die in den meisten Fällen die Lohnunternehmen verfügen, so Hurink. Mithilfe der Satelitenkarten und eines GPS-geführten Tracktors wird dann das Saatgut entsprechend der Ertragszone ausgebracht. Im Schnitt kann der Landwirt zehn Prozent Mehrertrag im Vergleich zur konventionellen Aussaat erwarten. Hurink stützte diese Aussage auf die Erfahrungen, die die Raiffeisen Ems-Vechte in den vergangenen Jahren mit über 50 Betrieben auf gut 1000 Hektar Anbaufläche machte. 


„Das Potential von Precision Farming ist groß, auch Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen lassen sich damit reduzieren“, zeigte sich Hurink begeistert. Um weitere Erfahrungen in dem Bereich zu sammeln, ist die Ems-Vechte zurzeit auf der Suche nach Betrieben für eine teilschlagspezifische Stickstoffdüngung. Auch an der teilschlaggebundenen Kalkung arbeite man ab diesem Jahr.


Weitere Themen der Anbautagung waren Empfehlungen im Ackerbau und zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Anbauberater Gerrit-Jan Klompmaker von der Grenzland Anbauberatung gab Hinweise zum erfolgreichen Maisanbau. 2020 ist das erste Jahr, in dem die Maisbeize Mesurol nicht mehr angewendet werden darf. Sie verhinderte in der Vergangenheit, dass sich die Frittfliege in den Saatkörnern verbreitet und beugte ebenso dem Fraß durch Vögel vor. Der Handel entwickelte neue Lösungen, die eine ähnlich gute Wirkung haben. Klompmaker appellierte an die Landwirte, die angebauten Kulturen ständig im Blick zu haben, um bei einem zu starken Befall von Schaderregern gleich tätig werden zu können. Rechtzeitig entdeckt sei die Chance, Pilz-, Insekten- oder Unkrautbefall mit wenig Aufwand zu bekämpfen, sehr groß.


Vor „Veränderungen im Pflanzenschutz“ sah Dr. Hendrik Hanekamp von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Branche stehen. „Wir verlieren Wirkstoffe wegen fehlender Verlängerungen durch die EU“, machte er deutlich. So seien in den letzten zwei Jahren allein 22 Wirkstoffe nicht wieder zugelassen worden. Als Gegenmaßnahme empfahl er den integrierten Pflanzenbau. Dabei werden Fruchtfolge, Sortenwahl und Anbautechnik bestmöglich aufeinander abgestimmt, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so weit wie möglich reduzieren zu können. 


Die Anbautagung wird jährlich von den Niedergrafschafter Genossenschaften organisiert und in Wilsum  durchgeführt. In diesem Jahr war Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zu Gast (einige Presseagenturen und Tageszeitungen berichteten bereits). Weit über 500 Landwirte waren angereist, um den Ausführungen der Referenten zu folgen, bis zu 1000 weitere Landwirte verfolgten die Äußerungen Klöckners vor dem Saal mittels Übertragungstechnik.